Homeoffice mit Kindern: Die tägliche Herausforderung
“Papaaaa, kannst du mir was zu trinken geben?” Entnervt atme ich durch, speichere das Excel-File, an dem ich gerade gearbeitet habe. Was ist denn jetzt schon wieder? Kann man nicht einfach in Ruhe die Aufgabe erledigen? Und überhaupt, Mama ist doch auch zu Hause. Ach Mist, den Kundencall von ihr, den hab ich ganz vergessen ...
Wer diese Situation im Home-Office kennt, bitte kurz die Hand heben! Home-Office sollte doch Work-Life-Balance schaffen (auch wenn viele Arbeitgeber eher widerwillig und weil es sein musste Home-Office erlaubt haben). Aber stattdessen ist es vor allem nachmittags, wenn der Große aus dem Kindergarten wieder zu Hause ist, eher ein Balanceakt zwischen Alibi-Anwesenheit sowohl bei der Arbeit als auch beim Kind. So kommt es mir zumindest vor.
Home-Office ist ein wichtiges Thema in der heutigen Zeit, besonders für Eltern. In einer Zeit, in der immer mehr Arbeitgeber auf Anwesenheit bestehen, ist das Home-Office, das meine Frau und ich genießen dürfen, ein wirkliches Privileg. Theoretisch klingt das Home-Office auch sehr gut: kein Pendeln, mehr Zeit für uns und die Kinder, größere Flexibilität.
Doch wer gedacht hat: “Super, dann bin ich den ganzen Tag zu Hause und kann meinen Partner unterstützen”, hat die Rechnung ohne die Kinder gemacht. Ständig wird etwas gebraucht, etwas „nur ganz kurz“ angeschaut oder lauthals nach Bespaßung verlangt. Kaum hat man sich in eine Aufgabe eingegroovt, kommt der Ruf „Papaaaa, ...“. Ist man in einem Gespräch mit einem Kunden, kommt der Große hereingestürmt und verlangt zu wissen, wer die Leute auf dem Bildschirm sind. In diesen Zeiten habe ich ein super schlechtes Gewissen – den Kindern, meiner Frau und auch meinem Arbeitgeber gegenüber –, weil ich keinem gerecht werden kann.
Wie soll man da in Ruhe seine Arbeit erledigen?
Flexibilität und Absprache sind das Zauberwort.
So haben meine Frau und ich einen gemeinsamen Kalender, in dem wir unsere wichtigen Meetings eintragen und festlegen, wer für die Kinder da sein kann. Das ist für uns das wichtigste Werkzeug, um uns zu koordinieren. Zum Glück ist der Große schon soweit zu verstehen, dass Mama und Papa zwar zu Hause sind, aber arbeiten müssen. Meistens jedenfalls! Es gibt Tage, da benötigt er einfach Aufmerksamkeit. Die versuchen wir ihm zwar zu geben, aber da wäre ja noch die Kleine und die Arbeit, die dem Ganzen ein bisschen einen Strich durch die Rechnung machen.
Als „Trick“, um zumindest den Großen beschäftigt zu halten, haben sich bei uns ein paar Sachen herausgebildet:
Hörspiele (unsere Siri hört schon auf die Stimme des Großen, immer ein großer Spaß)
TipToi-Bücher (wenn der Stift geladen ist)
altergerechte Handyspiele (jetzt bekommen einige vermutlich Schnappatmung)
Am effizientesten ist allerdings ganz einfach, vor die Tür zu gehen. Nochmal: Ich bin mir unseres Privilegs sehr bewusst und die Mehrzahl der Arbeitnehmer hat diese Möglichkeit nicht. Wenn man aber die Möglichkeit hat, was Flexibilität und Arbeitszeiten angeht, schlägt nichts eine schnelle Runde auf dem Spielplatz.
Es gibt aber auch die kleinen Erfolgsgeschichten. Wenn der Große etwas von mir möchte, aber sieht, dass ich im Gespräch bin und er von sich aus nicht fragt.
Die Zeiten, in denen er sich selbst beschäftigt, indem er Hörspiele hört (siehe oben) oder sogar einfach mit seiner Fantasie eine Welt erfindet und darin spielt.
Dann habe ich zwar auch ein schlechtes Gewissen, aber finde es erträglicher.
Home-Office kann ein Traum sein, kann aber auch ziemlich schnell ziemlich anstrengend werden. Jeden Tag ist es eine Herausforderung, auch im Home-Office Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen.
Am Ende bleibt es ein Balanceakt zwischen Job und Familie.
Es benötigt Absprache und Vorausplanung, und selbst dann ist der Erfolg nicht garantiert.
Und weil es jeder anders macht, jede Familie andere Lösungen findet, seid ihr gefragt:
Wie ist das bei euch? Habt ihr noch Tipps, wie man die schlimmen Tage im Home-Office übersteht?
#papasein #papablogger #eltern #fedieltern #blog
Ihr findet mich im Fediverse unter @Idlehirn@loma.ml